TABU FAHNENFLUCHT DESERTEURE IN DER LITERATUR, VORTRAG VON CHARLOTTE BÖHM

Dienstag, 28. Juni 2016 - 19:30
Geschichtswerkstatt Eimsbüttel (Galerie Morgenland), Sillemstraße 79
Geschichtswerkstatt Eimsbüttel (Galerie Morgenland),

Reihe Erinnerungsort Kasernen Bundesstraße

Der 2014 verstorbene Schriftsteller Siegfried Lenz sorgte posthum für ein literarisches Ereignis: Im Nachlass fand sich ein 1951 entstandener und von seinem Verlag Hoffmann und Campe abgelehnter Roman. ‚Der Überläufer', die Geschichte des Soldaten Walter Proska, der 1944 zur  Roten Armee desertiert, wurde als politisch zu brisant angesehen. Viele Deutsche waren noch nicht bereit, sich mit den NS-Verbrechen auseinanderzusetzen. Den öffentlichen Diskurs über Deserteure der Wehrmacht eröffnete 1952 Alfred Andersch mit dem Roman ‚Die Kirschen der Freiheit'. Ein Tabubruch, der trotz großen Medienwiderhalls die feindselige Einstellung in der Gesellschaft zur Fahnenflucht nicht veränderte. Weitere Autoren wie Arno Schmidt mit ‚Aus dem Leben eines Fauns' und Rolf Hochhuth mit ‚Juristen' griffen ein. Die Debatten um die Rehabilitierung der Deserteure sind bis heute aktuell. Das im Februar veröffentlichte literarische Erbe von Lenz ist in der gegenwärtigen Situation von Kriegen, Terror und Gewalt ein Beitrag für einen neuen Antimilitarismus.

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Eintritt: frei