ZUM 12. MONAT DES GEDENKENS IN HAMBURG-EIMSBÜTTEL
Vom 20. April bis 8. Juni 2025
„Erinnern, um zu leben“, so lautet der Titel des erstmals 1991 erschienenen Buchs der Shoah-Überlebenden Flora Neumann. Dieser Titel kann auch als Appell gelesen werden, die eigene Widerstandskraft zu stärken und das Leben trotz der Vergangenheit weiterzuleben – eine Perspektive, die besonders auf eine Person zutrifft: Flora Neumanns Nichte Peggy Parnass, die am 12. März 2025 verstorben ist. Die gebürtige Eimsbüttelerin überlebte die Shoah, weil sie gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder Gady mit einem Kindertransport nach Schweden gebracht wurde, während ihre Eltern im Vernichtungslager Treblinka aufgrund ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialist*innen ermordet wurden. Peggy Parnass kehrte trotz ihrer Familien- und eigenen Lebensgeschichte in ihre Geburtsstadt Hamburg zurück und war ihr Leben lang widerständige Aktivistin und Antifaschistin, positionierte sich klar gegen § 175 des Strafgesetzbuchs und engagierte sich stets für marginalisierte Gruppen und gegen Faschismus, Antisemitismus, Militarismus, Diskriminierung sowie Frauenverachtung. Daneben war sie Gerichtsreporterin, Kolumnistin, Dolmetscherin, Schauspielerin und Autorin. Peggy Parnass glaubte an das Gute in den Menschen, was sich auch in ihren Büchern und deren Titel widerspiegelt: Süchtig nach Leben, Mut und Leidenschaft und Kleine radikale Minderheit. Ein Vorbild für viele Generationen.
2025 ist nicht nur das Jahr, in dem sich die Kapitulation des faschistischen Deutschlands und das Ende des Zweiten Weltkrieges zum 80. Mal jähren. Es ist auch das Jahr, in dem nur zwei Tage nach dem Internationalen Gedenktag an die Opfer der Shoah am 27. Januar und unmittelbar nach der Gedenkfeier im Bundestag in der anschließenden Parlamentssitzung ein Antrag zur Verschärfung der Migrationspolitik mithilfe von Rechten eine Mehrheit erlangt. Gefolgt von einem Katalog mit 551 Fragen zur „politischen Neutralität staatlich geförderter Organisationen“, der die Zivilgesellschaft ins Visier nimmt. Gerade in diesen Zeiten merken wir, dass Menschen wie Peggy Parnass für unsere Gesellschaft unverzichtbar sind.
Im Rahmen des 12. Monats des Gedenkens in Eimsbüttel erinnern wir mit zwei Veranstaltungen an Peggy Parnass. Daneben werden in den folgenden Wochen rund 50 Veranstaltungen stattfinden: Lesungen, Vorträge, Rundgänge, Aktivitäten, Konzerte, Filmvorführungen, Demonstrationen und Gedenkfeiern. Auch dieses Jahr war es uns sehr wichtig, neben diversen Verfolgtenperspektiven die Täter*innenperspektive nicht auszusparen. Einen festen Platz in unserem Programm haben in der diesjährigen Edition wieder Veranstaltungen wie die alljährlichen Marathonlesungen aus verbrannten Büchern. Wir freuen uns außerdem, dass wir dieses Jahr einige neue Veranstalter*innen und deren spannende Inhalte für unser Programm gewinnen konnten!
Liebe Eimsbütteler*innen, liebe Hamburger*innen, liebe Menschen, wir freuen uns, wenn wir Euch für unser Programm begeistern können und Euch bei unseren Veranstaltungen begrüßen dürfen!
Liebe Peggy, danke für Deinen Mut und Deine Leidenschaft. Du fehlst uns.
Redaktion AG Monat des Gedenkens in Eimsbüttel